Vielleicht hat es der Eine oder Andere schon mitbekommen, dass eine Kampagne, die Trigami im Auftrag der Süddeutschen Zeitung gestartet hat, nicht ganz rund gelaufen ist. Hier gibt es einige Informationen dazu. Die Kurzfassung lautet: Die Süddeutsche Zeitung hat eine Kampagne bei Trigami als Review eingebucht, Trigami hat diese jedoch als Advertorial eingestellt und gleichzeitig noch einige interne Informationen in diesen öffentlichen Auftrag an die Blogger mit eingebaut. Der UPLOAD-Blog hat daraus eine große Enthüllungs-Story gemacht und sich mal richtig darüber ausgelassen wie peinlich es doch angeblich ist, dass gerade die Süddeutsche Zeitung sich auf ein solches Niveau begibt und unbedingt nur positive Inhalte veröffentlicht bekommen haben möchte. Auch Trigami hat hierzu schon etwas veröffentlicht.
Zunächst einmal ist festzustellen, dass jeder Eintrag von Trigami grundsätzlich immer als Werbung gekennzeichnet ist. So etwas ist in Deutschland auch wichtig und vorgeschrieben, damit der normale Leser eine Anzeige von einem redaktionellen Inhalt unterscheiden kann. Was dann in diesem Text drin steht ist dann prinzipiell egal. Wir sehen es in allen möglichen Magazinen, wo immer wieder solche „Advertorials“ vorkommen, diese irgendwo in einer Ecke mit „Anzeige“ gekennzeichnet sind und dem geneigten Leser alles Mögliche darüber erzählen, warum das Produkt bzw. die Dienstleistung toll ist oder nicht. Produkte und Meinungen sind immer Ansichtssache. Und auch eine Werbung muß nicht jedem gefallen. Und auch wenn ich für mein Produkt werbe und z.B. bei dem ADAC-Magazin mit einem gekauften Artikel (der ja als Anzeige gekennzeichnet ist) in den Druck gehe, ist das soweit alles in Ordnung. Da beschwert sich niemand darüber, dass der ADAC oder aber die werbende Firma so furchtbar schlimm ist, weil es sich hat kaufen lassen oder eben sich selber einkauft.
In der Blogger-Welt ist aber wieder einmal alles anders. Dort sind Advertorials die absolute Pest und scheinbar jeder, der sich für Geld kaufen lässt, ist nicht mehr authentisch und ehrlich und was weiß ich was. Doch warum ist das so? Ich glaube hier spielen zwei Faktoren eine große Rolle: Zum einen der reine Idealismus, der bei vielen Bloggern noch immer vorherrscht und zum Anderen natürlich wieder einmal der Neid.
Wenn ich einen Blog rein aus Idealismus betreibe, ganz ohne monetäre Absichten, dann steht es mir frei, solche Aufräge abzulehnen. Ich kann es auch nicht gut finden, dass irgendwo Werbung läuft oder aber gekaufte Inhalte veröffentlicht werden. Aber sie deswegen auch gleich verteufeln? Diese Menschen, die mit Advertorials Probleme haben, würden die Werbung sehr häufig am Liebsten auch komplett abschaffen. In Blogs dürfte keine Werbung laufen (auch nicht in Bannerform), denn das widerspricht dem Idealismus, den manche Menschen haben. Und solche Dinge höre ich immer wieder, weswegen ich wieder einmal zum zweiten Punkt Neid komme: Geld verdienen mit Blogs ist in Deutschland noch immer total verpöhnt und auch ich habe immer wieder Kommentare von (fast nur anonymen) Personen, die das kritisieren, was ich mache. In Deutschland wieder man mit Tomaten beworfen, wenn man mit etwas erfolgreich ist und genauso wie das mit den Einnahmen eines Blogs ist, ist das auch mit der Werbung in Blogs.
Scheiß doch drauf, ob es eine Bannerkampagne, ein Advertorial, ein Sponsoring oder ein Auftrag von Trigami ist: Solange Werbung als Werbung erkannt wird, solange Erfahrungsberichte ganz normal als Erfahrungsberichte veröffentlicht werden dürfen und solange Werbung eben die „Bewerbung eines Produktes“ darstellt, ist doch alles in Ordnung. Warum muss ein Unternehmen gleich „peinlich“ sein nur wenn die Werbung eben nach dem Sinne verkauft wird, wie es das Unternehmen wünscht? Das Unternehmen kann sich doch alles wünschen – solange kein Abnehmer da ist, wird nichts passieren. Und genau da kommen wir zum wichtigsten Punkt: Auch wenn die Kampagne der Süddeutsche Zeitung so nicht gewünscht war. Fakt ist und bleibt, dass einige Blogger (unter anderem auch ich) bereit gewesen wären, so ein Advertorial zu schreiben. Warum auch nicht? Bin ich jetzt der Überbringer fälschlicher Nachrichten? Bin ich ein Lügner? Nein – ganz und gar nicht: Ich hätte eine Werbung für ein Unternehmen eingestellt, einen positiven Inhalt geschrieben und wäre damit zufrieden gewesen.
Wie man an meetinx sieht, beschäftige ich mich sehr mit Werbung, Web und Marketing und wer Werbung nicht mag, der soll bitte künftig nur noch No Name Autos kaufen, No Name Waschmittel, Schokolade und andere Dinge beziehen, in No Name Kinos gehen, No Name Klamotten tragen und bitte generell Marken meiden. Denn Marken werden durch Werbung überhaupt geschaffen. Ohne sie sind sie nichts. Und wer meint, dass er komplett ohne dies auskommt, schaue bitte mal auf seinen eigenen Rechner. Ist es ein Apple? Ein HP oder ein Acer? Und was für ein Betriebssystem? Windows oder OS X? Tja, alles Marken. Dumm aber auch, nicht wahr?
Ich mag das Upload-Magazin, ganz ehrlich. Aber eine solche Verteufelung dieser Kampagne…DAS ist für mich peinlich. Die Süddeutsche Zeitung gehört meiner Ansicht nach zu den professionellsten Publikationen in Deutschland. Und das was die machen bzw. gemacht haben, darüber darf man natürlich diskutieren, aber als „peinlich“ würde ich das garantiert nicht bezeichnen.
Der Beitrag Die App der Süddeutsche Zeitung, Der Trigami-Skandal und warum Werbung in Deutschland noch immer schwierig ist erschien zuerst auf meetinx.